Wir nahmen den neu herausgekommene Kinofilm ALPHABET von Erwin Wagenhofer zum Anlass, diesen Filmbeitrag über die aktuelle Bildungsdiskussion auch hier in Worms ins Kino zu bringen und mieteten dafür das Wormser Kino KW für eine Sondervorstellung am Mittwoch, 12. März 2014.

Bereits eine halbe Stunde vor Filmbeginn füllte sich das Foyer und die vielen Kinobesucher unterschiedlichen Alters verdeutlichten das große Interesse der Wormser an diesem bildungspolitischen Thema. Aufgrund des großen Andrangs wurde die Vorstellung kurzerhand in einen größeren Kinosaal verlegt, so dass alle 150 Kinobesucher einen Platz fanden.

Die Resonanz auf den Film und auch auf die Idee, eine solche Filmvorführung zu veranstalten hat uns sehr gefreut und darin bestätigt, dass wir ein aktuelles Thema aufgreifen, um das sich bereits viele Menschen Gedanken machen.

Wir freuen uns auf viele weitere solcher Veranstaltungen, die vor allem auch die Möglichkeit zum Kennenlernen und zum Austausch bieten.

Weitere Veranstaltungen und Aktivitäten sind in Kürze hier zu finden. Geplant ist u.a. auch die Vorführung eines Films über Montessori-Pädagogik.

Kurzinfo über den Film:

Die Protagonisten u.a. aus Bildung, Wirtschaft und Hirnforschung stellen das bestehende Bildungssystem in Frage, beanstanden das Bewertungssystem nach rein quantitativen Maßstäben und die mangelnde Entfaltung individueller Fähigkeiten in unserem Schulsystem. Als Folge ist unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem geprägt von Konkurrenzdenken, Leistungsdruck und ständigem Streben nach Wachstum.

Weitere Informationen:
Unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem wird durch krisenhafte Entwicklungen zunehmend in Frage gestellt und eine Antwort ist nicht in Sicht. Die politischen und wirtschaftlich Mächtigen wurden zum Großteil an den besten Schulen und Universitäten ausgebildet. Ihre Ratlosigkeit ist deutlich zu spüren und an die Stelle einer langfristigen Perspektive ist kurzatmiger Aktionismus getreten.

Mit erschreckender Deutlichkeit wird nun sichtbar, dass uns die Grenzen unseres Denkens von Kindheit an zu eng gesteckt wurden. Egal, welche Schule wir besucht haben, bewegen wir uns in Denkmustern, die aus der Frühzeit der Industrialisierung stammen, als es darum ging, die Menschen zu gut funktionierenden Rädchen einer arbeitsteiligen Produktionsgesellschaft auszubilden. Die Lehrinhalte haben sich seither stark verändert und die Schule ist auch kein Ort des autoritären Drills mehr. Doch die Fixierung auf normierte Standards beherrscht den Unterricht mehr denn je.

Denn neuerdings weht an den Schulen ein rauer Wind. „Leistung“ als Fetisch der Wettbewerbsgesellschaft ist weltweit zum unerbittlichen Maß aller Dinge geworden. Doch die einseitige Ausrichtung auf technokratische Lernziele und auf die fehlerfreie Wiedergabe isolierter Wissensinhalte lässt genau jene spielerische Kreativität verkümmern, die uns helfen könnte, ohne Angst vor dem Scheitern nach neuen Lösungen zu suchen.

Erwin Wagenhofer begreift das Thema „Bildung“ sehr viel umfassender und radikaler, als dies üblicherweise geschieht. Fast alle Bildungsdiskussionen sind darauf verkürzt, in einem von Konkurrenzdenken geprägten Umfeld jene Schulform zu propagieren, in der die Schüler die beste Performance erbringen. Wagenhofer hingegen begibt sich auf die Suche nach den Denkstrukturen, die dahinter stecken. Was wir lernen, prägt unseren Wissensvorrat, aber wie wir lernen, prägt unser Denken.

Nach WE FEED THE WORLD und LETS MAKE MONEY ist ALPHABET der abschließende Teil einer Trilogie, der die Themen der beiden vorherigen Filme nochmals aufgreift und wie in einem Brennglas bündelt.

ALPHABET ist Erwin Wagenhofers bisher radikalster Film.

Pressestimmen:

Alphabet” ist ein beeindruckender Film, mit Bildern, Gesichtern und Ideen, die hängenbleiben. Ein Film mit dem Anspruch etwas zu bewegen, mit einem Appell, den Sir Ken Robson so formuliert: “Es gibt unbewegliche Menschen, bewegliche und solche, die sich bewegen – ich ermuntere Euch: bewegt Euch! t-online.de

Wagenhofers Film geht weit über die übliche Diskussion um Schülerstress und Leistungsdruck hinaus. Er sieht in Bildung den Schlüssel zu einer anderen Gesellschaft. […] Wagenhofers Film macht Mut, auch und vor allem durch die vielen inspirierenden Aussagen seiner Protagonisten. programmkino.de

Erwin Wagenhofer ist hintern den Fehlentwicklungen im Bereich Bildung her und lässt zwischen PISA-Jüngern und Begabungsfairness Platz für viel gesellschaftspolitischen Sprengstoff. […] Alphabet macht einen mutigen Schritt in Richtung Bewässerung der Bildungswüste. Jetzt müssen wir ihm nur noch möglichst zahlreich folgen. SKIP – Das Kinomagazin

Erwin Wagenhofer stellt in seinem Film „Alphabet“ die Grundsätze dessen infrage, wie Bildungssysteme international funktionieren. Und trifft damit einen Nerv. DiePresse

Der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer beendet mit seinem lebhaften Plädoyer für eine grundlegende Reform der Bildung die Dokumentarfilmtrilogie, in der er sich kritisch mit Auswüchsen des Wirtschaftswachstum und der Profitmaximierung auseinandersetzt. (…) Wagenhofer schlägt einen Bogen zwischen der Bildungsmisere und dem an seine Grenzen stoßenden Konzept permanenten Wirtschaftswachstums. kino-zeit.de